VON JOHANN WOLFGANG VON GOETHE
„Wenn du fragst, wie die Leute hier sind, muss ich dir sagen: wie überall! Es ist ein einförmiges Ding um das Menschengeschlecht." (Werther)
Werther liebt Lotte. Aber Lotte liebt Werther nicht. Oder nur irgendwie ein bisschen, weil sie eigentlich Albert liebt.
Liebe macht zuweilen machtlos.
Eine Person will, die andere partout nicht. Da kann man sich auf den Kopf stellen, bringt aber eben nichts. Genau das ist Werthers Problem. Und dabei ist es egal, ob Werther ein Mann oder eine Frau ist. Auch das Alter spielt keine Rolle, sind doch von den Unzulänglichkeiten, die das Leben so zu bieten hat alle Menschen jeglicher Generation betroffen. In positiven und glücklichen Phasen ist das natürlich auch so. Manchmal kann das auch tröstlich sein, wenn man den Blick über den eigenen Tellerrand hinaus weitet und erkennt, dass die Komplikationen des eigenen Lebens nicht exklusiv sind, sondern, dass das die Menschen eint.
"Und nennt mir den Menschen, der übler Laune ist und so brav dabei, sie zu verbergen, sie allein zu tragen, ohne die Freude um sich her zu zerstören!" (Werther)
Allerdings fehlt dann die "Leidensexklusivität". Das kann ja gar nicht möglich sein, dass andere Menschen mit den gleichen Problemen zu kämpfen haben, schließlich geht es ja ganz sicherlich nur mir so schlecht und alle anderen genießen ihr Leben doch in vollen Zügen! Darin lässt es sich auch vortrefflich eingraben …
"Geduld! Geduld! Es wird besser werden", sagt Werther. Wollen wir ihm glauben?
Ursprünglich wollte Goethe seinen 1774 veröffentlichten Werther als dramatisches Bühnenstück konzipieren, entschied sich aber für die Form des Briefromans, heute könnte man von einer schriftlichen „Mockumentary" (fiktionaler Dokumentarfilm) sprechen. Der Roman ließ seinen Autor über Nacht berühmt werden und gehört zu den erfolgreichsten Romanen der Literaturgeschichte.
"In der lebhaften Auseinandersetzung der Drei aber reift die Erkenntnis, dass Liebe nicht immer lieblich, Vernunft nicht immer vernünftig und Zuversicht nur selten weitsichtig ist. Je stärker die Darstellenden […] dieses Reifen vorantreiben, umso weiter öffnen sie dem Publikum den Blick in Werthers Seelenleben"